Ein Reisebericht für meine lieben fernwehgeplagten Weltenbummler und Abenteurer.
So gern möchte ich euch von unserem Glück erzählen, welches wir auf unserer Schottland Tour hatten. Die unvergesslichen Tage und die Erinnerung daran haben einen festen Platz in unseren Herzen und natürlich auch auf den Speicherkarten unserer Kameras eingenommen.
Ganz entspannt bin ich bereits einen Tag vor Tourstart angereist, um pünktlich am nächsten Mittag meine Fotofreunde am Flughafen abzuholen. Alles läuft komplett reibungslos – von den Irrungen und Wirrungen seitens der Deutschen Bahn und auch der Lufthansa, die es mit der Pünktlichkeit ja leider nicht mehr so ganz wichtig haben, mal abgesehen. Aber alle sind rechtzeitig und gesund und munter beisammen – und wir können ohne großartige Tetris-Spiele unsere Koffer und Fototaschen im Monstertruck „Uschi“ verladen – und los geht’s. Sehr unschottisches Wetter beschert uns fantastische Ausblicke in die Cairngorns und einen wunderbaren ersten Fotospot an der Carrbridge, der ältesten Steinbrücke in den Highlands, bei strahlendem Sonnenschein.
Müde aber glücklich kommen wir am frühen Abend in Strathpeffer bei Fiona an, die uns auf’s herzlichste begrüßt – und unseren Kühlschrank im Sunroom fürstlich bestückt hat. Alle sind komplett begeistert von ihrem Haus, den Zimmern und der „Deko“. Im Besonderen den wunderschönen Glaskaraffen in jedem Zimmer, die mit dieser geheimnisvollen, goldenen Flüssigkeit gefüllt sind, welche man sonst nur in den umliegenden Destillen bekommen kann. „Ich will hier nie wieder weg!“ ist nur eine der vielen begeisterten Bemerkungen beim Abendessen. Das macht mich froh.
Und dann stiefeln wir später noch in traumhaftem Abendlicht querfeldein (und auch ein bisschen planlos) den Knockfarrel hoch und finden das verwunschene und meditative Touchstone Maze. Das Prüfsteinlabyrinth aus 81 Felsen aus Schottland zusammen getragen, repräsentiert einige der ältesten bekannten Gesteinsarten der Welt. Dreimal im Uhrzeigersinn durch’s Labyrinth gestapft, befreit es dich von allen Sorgen. So sagt man. Und danach verlaufen wir uns noch ein bisschen und bummeln vorbei an friedlich grasenden und blökenden Schafen und kuriosen Kühen, die aussehen, als ob sie zu viel Anabolika abbekommen hätten, zurück ins Dorf.
Heute starten wir durch an die Westküste: Und ich muss es immer wieder sagen, dass ich so sehr im Glück bin! Das Wetter ist grandios. Blauer Himmel mit fluffigen weißen Wölkchen, die sich in den Seen spiegeln … ein Traum. Ich hab mich auch (bis auf manche kleine Ausnahme) an die Fahrerei und Schalterei auf der falschen Seite gewöhnt – und auch die Singletracks meistert „Uschi“ perfekt – das liegt aber sicherlich auch daran, dass die schottischen Autofahrer sehr tiefenentspannt unterwegs sind und viel Zeit mit dabei haben, um an den Ausbuchtungen geduldig zu warten, bis wir an ihnen vorbei holpern. Immer wieder halten wir an den schönsten Stellen an. Die Fotofreunde werfen sich höchstmotiviert in Position, kassieren „Sternles“ für’s dreckig machen, und schießen die schönsten Fotos entlang des Loch Glasgarnoch, dem Loch Broom und Ullapool. Von dort düsen wir über die abenteuerlichen singletracks bis zum Stroer Lighthouse, wo wir dringend zum Staunen eine längere Pause brauchen. Natürlich lassen wir auch das Ardvreck Castle am Loch Assynth nicht aus und genießen sagenhafte Ein- und Ausblicke.
Am darauf folgenden Tag haben wir als Abschluss-Highlight das wohl am allermeisten fotografierte Motiv der Highlands im Visier: Hier wurde auch der „Highlander“ und „Rob Roy“ gedreht: Das Eilean Donan Castle. Wir haben das beste Licht um „verwunschene Fotos“ zu machen. Dunkle, spannende Wolken wabern über dem alten Gemäuer – wie auch bereits am Commonwealth Grave Yard, der Ruine des Strome Castle und über dem Hafen in Plockton. Dann neigt sich ein weiterer wunderbarer Tag dem Ende zu und müde und glücklich fallen wir zu Hause angekommen über das köstliche Abendessen – made by Fiona – her.
Wir sind fasziniert vom Bohrinsel-Friedhof im Chromarty Firth und orientieren uns heute der Ostküste entlang. Der Knaller ist das Wilkhaven Lighthouse, das sich im Morgenlicht von seiner allerallerschönsten Seite präsentiert. Die rauhe Küste und die unglaubliche Lichtstimmung lässt unsere Herzen höher schlagen. Und auch der Spaziergang im Wald beim Dunrobin Castle ist zauberhaft. Weniger zauberhaft ist, dass die Blue Bells schon fertig geblüht haben. Eigentlich habe ich einen blauen Blütenteppich im Wald versprochen – die Feen waren leider schneller als wir. Es gibt schnellen Trost: Ganz zufälligerweise liegt die Glenmorangie-Destillery direkt auf unserem Rückweg. Eine Führung gibt es leider nicht mehr – aber zum Einkaufen ist es nie zu spät 😉 Zum Abschluss sehen wir noch eine UFO-Landung in der Nähe des Fyrish Monument – zumindest gab es so spannende Wolkenformationen am Abendhimmel, die uns ganz leicht so etwas vermuten liessen.
Die Wettervorhersage ist durchwachsen – die kleine Planänderung deshalb bringt uns trotzdem nicht aus der Ruhe: Glen Afric muss warten. Stattdessen sind wir ganz in der Nähe in Garve unterwegs. Die Langzeitbelichtungen am Wasser am Blackwater Fall und an der Silverbridge sind zwar anfänglich ein bisschen verregnet – aber trotzdem (oder vielleicht auch gerade deswegen) gelingen die schönsten Fotos von bewegtem Wasser. Beim Spaziergang durch den lichten Lärchenwald zu den Rogie Falls schlendern wir bereits wieder unter blauem Himmel und nehmen dabei alles mögliche, was da kreucht und fleucht unter die Lupe. Auch ein bisschen Kultur – die Kilmorack Gallery – gehört heute dazu. Eine unter Denkmalschutz gestellte Church of Scotland wird als Kunstgalerie genutzt. Nicht nur die an der Außenseite der Galerie ikonische Schrott-Eidechsen-Skulptur zieht uns in ihren Bann. Und ein Walk zur Castle Leod lässt uns in eine alte Welt eintauchen. Castle Leod wird allgemein als Inspiration von Castle Leoch, Sitz und Heim des Lairds des Clan Mackenzie, in Diana Gabaldons historischer Romanreihe „Feuer und Stein“ angesehen. Vor Jahren schon hab ich die Bücher geliebt und verschlungen!
Heute ist ein sehr stürmischer Tag – das birgt seine Tücken: Anstatt der versprochenen springenden Delphine, stellen wir uns steil gegen den doch recht heftigen Wind und müssen unsere Kameras besonders gut festhalten, um die Möwen im Flug am Chanonry Point zu erwischen. Keine einfache Sache. In jeglicher Hinsicht. Der Sturm und die Tide machen auch einen entspannten Strandspaziergang unmöglich – aber es gibt in der Gruppe ein neues Lieblingswort: Bokeh! Definition laut wikipedia: Das Bokeh, aus dem japanischen „unscharf, verschwommen“, ist ein in der Fotografie verwendeter Begriff für die Qualität eines Unschärfebereichs und ist sozusagen eine „Erfindung“ des Objektivs 🙂
Wir sind unterwegs im Zauberwald des Fairy Glen und lassen uns buchstäblich verzaubern: Das glitzernde Licht des glucksenden Bachs und die vielen Pflanzen, Vögel und Insekten lassen uns immer wieder innehalten. Durchatmen. Staunen. Und spannende Fotos machen. Bokehs zaubern wie wild. Am Ende der Wanderung warten nochmals zwei ganz märchenhafte Kaskaden auf uns – und zack, stehen die Stative am Ufer des Bachs.
Später am Abend lade ich die Fotografen-Familie zum Fish ’n Chips essen zum „Friar“ (=Bettelmönch) ein. Namensgeber der Bude ist das benachbarte verfallene Gemäuer eines Franziskanerklosters, welches wir logischerweise zuvor mit unseren Kameras ziemlich unsicher gemacht haben. Auf der Fahrt nach Hause werden wir ein weiteres Mal mit schottisch spannenden Lichtsituationen verwöhnt. So ein Licht gibt es nur hier in den Highlands. Behaupte ich.
Auch der letzte Tag bleibt spannend: Fabelhafte Ausblicke über den Chromarty Firth über die Bonar Bridge zu den Falls of Shien. Lachse können wir leider keine sichten. Die sind erst im Oktober wieder da. Auch haben wir keine Angel dabei. Macht nichts – es ist ein wunderschöner Ort. Über singletracks sind wir wieder unterwegs, um „wilde Tiere“, am liebsten Schafe ganz nah oder doch vielleicht noch die wunderschönen Highland Cows zu sichten. Nur als die Frau Navi mich einmal quer durch einen Fluß schicken will, muss ich leider schlicht verweigern. „Uschi“ ist halt doch kein Jeep. Und wir drehen um.
Ein gemütlicher Abschiedsabend bei Whisky und Supermond – was will man da eigentlich noch mehr? Eigentlich nichts – ausser: Danke sagen.
Danke liebe Fiona! Eine Partnerin und Freundin meiner Fotoreisen, auf die ich mich gewohnt perfekt verlassen kann und die uns in ihrem Haus so entzückend beherbergt hat, die uns immer gut beraten, bekocht und auch mit plüschigen Wärmflaschen betütelt hat. Und: wir lieben deinen schottischen Humor!
Danke an euch, meine lieben Fotofreunde! Was für ein Erlebnis, dank euch! Ohne euch wären solche Erlebnisse nicht möglich. Was haben wir gelacht, gestaunt und gelimmerickt. Und fotografiert! Ihr seid so toll!
Danke, Danke, Danke.