- 17. September 2017 -

WENIGER IST LEER!

GIB DENEN, DIE HUNGERN, VON DEINEM REIS.
UND GIB DENEN, DIE LEIDEN, VON DEINEM HERZEN
(AUS SUMATRA)

»Reis finde ich total langweilig!« oder »Reis ist immer so matschig und schmeckt doch eigentlich irgendwie fad – allerhöchstens nach der Soße, die man drüber kippt.« So oder sehr ähnlich wird gern über Reis gelästert. Es sei denn, man schaut mal genauer hin. Genau das habe ich in Indonesien getan und Erstaunliches über Reis dazu gelernt!

In den vergangenen Wochen bin ich viel durch Reisfelder gestiefelt, habe versucht bei der Ernte mitzuhelfen und bin an dieser knochenharten Arbeit kläglich gescheitert. (Einmal bin ich sogar kopfüber in einen Bewässerungskanal gefallen). Heute habe ich ein komplett anderes Bild und Verständnis für dieses wichtige Lebensmittel. Ganz im Gegenteil zum viel zitierten umgefallenen Reissack. Ach halt, der war ja in China.

Schon allein die optischen Unterschiede beweisen, dass Reis alles andere als eintönig ist. Und doof ist er auch nicht, sondern eigentlich ein ganz duftes Korn, welches wirklich sehr unterschätzt wird.

• Das fängt schon beim Namen an:
Hierzulande ist Reis eben einfach Reis. Nicht so in Sumatra. Da wird klar differenziert. Padir: Nennt man den frisch ausgesäten Reis Beras: Ist der bereits geschälte Reis Nasi: Ist der Reis, der dann auf unseren Tellern landet – frisch gekocht.

• Wie wird Reis eigentlich angebaut?
Reis ist eine Sumpfpflanze und die jungen Reispflanzen werden in Saatbeeten herangezogen und per Hand pikiert und ausgepflanzt, sobald sie ungefähr 25 cm hoch sind. Diese Methode ist sehr mühsam und höchst arbeitsintensiv, hat aber den Vorteil, dass in der ersten Zeit des Wachstums wenig Fläche und Wasser benötigt werden.

Der Boden wird erst dann bearbeitet, wenn er bereits unter Wasser steht. Die Felder werden dann unter Einsatz von Zugtieren wie Wasserbüffeln oder Kühen gepflügt. (Mechanische Pflüge sind eher selten). Anschließend werden die Jungpflanzen in den Boden gesetzt. Die Pflege des Feldes wie z. B. das Zupfen von Unkraut erfolgt ebenfalls in Handarbeit. Nach fünf bis sechs, je nach Sorte auch nach drei bis neun Monaten, kann der Reis geerntet werden, der sich während der Reife goldgelb verfärbt hat.

Geerntet wird per Hand mit einer Sichel. (Ich sagte es bereits: Das ist Knochenarbeit!). Danach werden die Rispen an der Sonne getrocknet und dann gedroschen. Dabei werden sie auf den Boden oder über Holzgestelle geschlagen. Wer eine Reismühle besitzt, ist ein glücklicher Mann, denn dort werden die Körner von den Spelzen getrennt – wer nicht so viel Glück hat, baut auf weitere Handarbeit. Das Reisstroh geht zurück als Dünger auf die Felder, die Körner werden ein weiteres Mal getrocknet – am liebsten direkt vor der Haustür …

• Wie geht es den Reisbauern?
Reis stellt für die Ernährung die wichtigste Anbaukultur in Südostasien dar – so auch in Sumatra. Der meiste Reis wird hier für den Eigenbedarf oder den lokalen Markt angebaut – die ganze Schinderei also nur, um selbst etwas zu essen zu haben. Geld ist damit nicht wirklich verdient. Nur etwa fünf Prozent der erzeugten Menge gehen in den Export. Durch das rasante Bevölkerungswachstum steigt die Nachfrage nach Reis und wird zur großen Herausforderung wegen stagnierender Erträge, zurückgehender Anbauflächen und letztlich auch durch die klimatischen Veränderungen. Um die Ernährung langfristig zu sichern, bedarf es deshalb einer Modernisierung kleinbäuerlicher Agrarbetriebe. Dies ist nur realisierbar, wenn die Bauern Zugang zu landwirtschaftlicher Beratung, Finanzierung, Märkten und Betriebsmitteln haben. Den Regierungen stehen dafür oft die notwendigen Mittel nicht zur Verfügung. Deshalb haben sich manche Reisbauern in einer Art Genossenschaft zusammen geschlossen, um den massiven Problemen wie Preisverfall, Abhängigkeit von Zwischenhändlern, Verschuldung und Zerstörung der Umwelt etc. entgegen zu stehen und setzen auf die alternative Handelsvereinbarungen im Fairen Handel. Auch andere Organisationen, wie z. B. die GIZ (Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit GmbH) haben hehre Ziele zur Produktivität und Einkommensteigerung der kleinbäuerlichen Betriebe. Der Mindestpreis, den die Reisbauern als Partner im Fairen Handel erhalten, ist so angesetzt, dass er die Kosten für eine menschen- und umweltgerechte Reisproduktion deckt. Dieser Preis gewährleistet eine gerechte Entlohnung der Bauern unabhängig von den starken Preisschwankungen am Weltmarkt. So erhalten die Bauern Erlöse, die ihren Lebensunterhalt sichern und ihnen die Rückzahlung ihrer Schulden ermöglicht.

Vielleicht denken wir alle das nächste Mal beim Einkauf daran, dass es eigentlich nicht sein kann, dass Reis billig gekauft werden kann. Für diese Arbeit und Lebensweise muss ein ehrlicher, guter Preis bezahlt werden – finde ich.

• Ist Reis wirklich so gesund?
»An apple a day keeps the doctor away.« Ein geflügeltes Wort, welches man getrost auch auf eine Schüssel Reis übertragen kann. Reis ist ein äußerst wertvolles Korn, das fast kein Fett enthält, dafür aber dem Körper viele komplexe Kohlenhydrate liefert, die lange satt machen und mit Vitaminen versorgt, die gut für die Haut und die Nerven sind. Und um genug Kraft kümmert sich das kleine Wunderkorn durch die enthaltenen Mineralstoffe Magnesium und Zink, die Stoffwechsel und Immunsystem stärken.

• Macht Reis wirklich schlank?
Naja, zumindest entwässert Reis ganz gewaltig. In Reis steckt viel Kalium, das Harnsäure und übermäßiges Wasser aus dem Körper schwemmt. Zu viel Wasser sammelt sich vor allem in den Fettzellen an. Dieser entwässernde Effekt macht aber nicht nur schlank, sondern stärkt auch Herz- und Kreislauf.

• Und die Zubereitung?
Tja, was die Zubereitung angeht: Es gibt die unterschiedlichsten Zubereitungsarten – jede mit ihrer eigenen Besonderheit aber keine davon ist wirklich kompliziert. Ob man Reis nun im Kochtopf oder in der Pfanne zubereitet, bleibt schließlich jedem selbst überlassen. Und: Ich hab nicht nur viel über Reis in Indonesien gelernt, ich hab mir auch raffinierte Rezepte mitgebracht. Die teile ich gern – Anruf oder Mail genügt.

Ich wünsch‘ Dir viel Spaß beim Reis genießen – den du jetzt vielleicht auch mit ein bisschen anderen Augen siehst – und natürlich einen herzhaften Appetit!